bis 1885
Dieser Zeitbereich unserer Wehr ist nach wie vor weitgehend unbekannt. Eher durch Zufall wurde 2021 herausgefunden, dass es bereits vor 1885 – dem bisher zumindest mündlich nachweisbaren Jahr einer Teisinger Gemeindepflichtfeuerwehr – bereits Teisinger Männer im Brandfalle ausrückten und Brände zwischen Mühldorf und Altötting bekämpften.
Grundlage für die Teisinger Gemeindepflichtfeuerwehr und deren Vorläufer war eine entsprechende Feuerordnungen. Diese gab es vereinzelt bereits ab dem 13 Jahrhundert. Die erste für Bayern gültige und uns bekannte wurde in Augsburg 1276 erlassen, die erste bayernweit gültige Feuerordnung erschien hingegen erst 1791. Damals war Teising Teil der Kurpfalzbayern, bestehend aus Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz. Diese „Allgemeine Feuerordnung“ umfasste insgesamt 5 Abschnitte, welche u.a. neben dem vorbeugenden Brandschutz auch die Kapitel „Wie das ausgebrochene Feuer entdeckt und öffentlich bekannt werden soll?“ und „Wie die Feuersbrunst mittels Löschgeräten, Arbeiten und guter Ordnung am schleunigsten gelöscht werden möge?“
Für Teising galt damals u.a., dass man sich „mit einer oder mehreren messingenen, kupfernen oder metallenen großen Handspritzen versehen, auch förderlich die übrigen nothwendigen Löschgeräthe an Wassereimern, Feuerleitern, Feuerhacken und dergleichen beischaffen, und bei Vermeidung der Strafe für beständig an einem bestimmten Orte, allenfalls nahe der Kirche, im guten Stande unterhalten, auch zweimal des Jahres, ob hieran nichts schadhaft ist, fleißig nachsehen.“ musste. Viel wichtiger für die einleitende Fragestellung sind jedoch die Vorgaben, welche Personen zum Löscheinsatz zu erscheinen hatten. Hierzu waren v.a. Zimmerleute, Maurer und Rauchfangkehrer samt Gesellen verpflichtet.
Auch die direkten Nachbarn mussten helfen und mindestens bis die „besonders abgeordnete größere Feuerlösch-Hülfe ankommt“ die Löscharbeiten übernehmen. Gleichzeitig war jeder Haushalt verpflichtet, „eine zum Löschen tüchtige Person aus seinem Hause an den von der obrigkeitlichen Feuer-Commission zu bestimmenden Orte abzuschicken, …“
Um die Artikel besser verstehen zu können, muss erwähnt werden, wie die Alarmierung und das Feuerlöschwesen im 19ten Jahrhundert funktionierten. So wurden die Wehren von Nachbarortschaften entweder durch den hellen orangenen Schein auf Brände aufmerksam und machten sich selbstständig auf den Weg, oder es wurden Feuerreiter zur Alarmierung eingesetzt. Sobald der Brand bekannt wurde, übernahmen die Kirchenglocken den Rest, quasi als Vorläufer der Sirene. Der genaue Einsatzort wurde dann „einfach“ gefunden. Als Hilfsmittel standen in der damaligen Zeit zum Beispiel vierrädrige und zweistrahlige Feuerspritzen mit fortlaufendem Strahl, Saugvorrichtung, Druckschläuche, Stützenleitern, Blockleitervorrichtung, Doppelhacken, … zur Verfügung.
Quelle: Bayerische Landesbibliothek Mapp. XI,78; Charte vom Königreich Bayern von Hartlieb Lang
Der älteste, aktuell bekannte Einsatz Teisinger Feuerwehrmänner war am 05.04.1852. Am Ostersonntag desselben Jahres kam es – vermutlich auf Grund einer Brandstiftung – zu einem ausgedehnten Brand in Mühldorf. So griff das Feuer, ausgehend von einem Stadel auf vier Wohnhäuser über. Im zugehörigen Artikel vom 17. April 1852 in der Zeitung „Münchner Herold“ war zu lesen. „Doch gelang es der angestrengten Thätigkeit der Einwohnerschaft das Feuer aufzuhalten, bis im Moment der höchsten Gefahr und in unerwarteter Schnelligkeit die verehrl. Stadt-, Markts- und Landgemeinden von Neu- und Altötting, Tüßling und Teising mit guten Löschmaschinen geführt von tüchtigen, erprobten, mit dem Löschen vertrauten Männern erschienen und die Bewältigung der die ganze Stadt bedrohenden Gefahr in´s Werk setzten und vollendeten.“
Eine Besonderheit bei dieser Danksagung ist die Formulierung der erprobten, mit dem Löschen vertrauten Männern. Dies impliziert wiederum, dass die anwesenden Teisinger mit dem Löschen von Bränden vertraut gewesen sein mussten.
Auch ein zweiter Brand aus den 60ziger Jahren des 19. Jahrhunderts ist durch eine Danksagung bekannt. Hierbei handelt es sich um die Danksagung der Familie Hammerschmid zu Tüßling, welche sich auf die Hilfe bei einem Brand am 17. März 1853 bezieht.
Vom Sonntag, den 17. Januar 1864 ist ein Brandeinsatz in Neuötting bekannt, nachweisbar durch die Berichterstattung im Bayerischen Kurier – eine weitere Danksagung. Der Bürgermeister von Neuötting, Herr Müller, bedankt sich am 26 Januar wie folgt:
„Für die bei dem am Sonntag den 17. ds. Mts. Abends dahier ausgebrochenen Brande eben so schnell als umsichtsvoll geleistete Hilfe findet man sich im Namen der hiesigen Stadtgemeinde veranlaßt den sehr verehrten Hilfeleistenden den innigsten und herzlichsten Dank hiemit auszusprechen … sondern auch den verehrlichen Gemeinden … Teising … welche sich sehr rasch mit Ihren Löschmaschinen an der Brandstätte dahier einfanden …“ Besonders in diesem Falle ist der Begriff der Löschmaschine. 1864 verstand man darunter in den meisten Fällen pferdegezogenen Handdruckspritzen. Gleichzeitig ist diese Formulierung eventuell ein weiterer Hinweis darauf, dass bereits weitaus früher als bisher gedacht ein organisiertes Löschwesen in Teising existierte.
Wird in den bisherigen Artikeln nur von „Teising“ oder der „Gemeinde Teising“ geschrieben, so gibt es bei der Berichtserstattung zum Brand in Altötting, am Montag, den 29. September 1873 eine eventuell entscheidende Änderung. Unter anderem im Bamberger Anzeiger war zu lesen:
„Aus Neuötting, 29. September, erhält der „Kur. f. Niederb.“ über einen in der Nacht vom 28. zum 29. ausgebrochenen Brand in Altötting folgende nähere
Mittheilung: Hatte schon gestern Abends um 9 Uhr Muthwille oder Bosheit einen auf den Feldern zwischen Alt- und Neuötting stehenden sogenannten Halmhaufen in Brand gesteckt, so war dieß doch erst, wie es scheint, das Vorspiel von dem um 3 Uhr früh in Altötting ausgebrochenen Brande. Trotzdem, daß der dichte Nebel selbst für Neuötting die eigentliche Brandstätte für den ersten Augenblick in Zweifel ließ, war doch alles hier rasch auf den Beinen und eilte der Unglücksstätte zu; auch von Burghausen, …, Teising und später Erharding erschienen die Feuerwehren. Rastlos und unermüdet wurde gearbeitet, und erst um 6 Uhr früh hatte man die volle Gewißheit, daß das verheerende Element nicht mehr weiter um sich greifen könne. Mindestens 16 Firste fielen und war es noch großes Glück zu nennen, daß gänzliche Windstille herrschte. Die Größe des Schadens läßt sich jetzt noch nicht ermessen. Ein Menschenleben ging glücklicher Weise nicht zu Grunde.“
Interessant bei dieser Berichterstattung ist zum einen die Beschreibung des Schadensbildes, dieses wurde in der Anzahl der gefallenen Firste beschrieben – beim Brand von Altötting mindestens 16 Stück. Diese Art der Schadensbeschreibung ist auch in einigen anderen Artikeln wieder zu finden. Viel wichtiger aus unserer Sicht ist jedoch, dass erstmals von einer „Feuerwehr Teising“ geschrieben wurde. Dies wiederum impliziert, dass schon min. 1873 das Löschwesen in Teising eine feste Einrichtung gewesen sein muss.
Im selben Jahr erschien ein Artikel über einen Brand in Weiding, bei welchem Teising zur Hilfe eilte. An einem Sonntag im Juli brannte nach einem Blitzeinschlag eine Papiermühle in Weiding. Die angegebenen Wegzeiten entsprechen hierbei sehr wahrscheinlich Fußmärschen, anders ist eine Strecke von 1,5 Stunden zwischen Mühldorf und Weiding nicht erklärbar. Interessant ist aber auch die Vorgehensweise der Feuerwehr, welche sich bereits damals darauf konzentrierte Nebengebäude und angrenzende Felder zu schützen, da das „Hauptobjekt“ nicht mehr zu retten war.
„Aus Mühldorf schreibt man uns: Sonntag Nachts nach 11 Uhr zog ein heftiges Gewitter über unsere Stadt, und schlug der Blitz in die 1 ½ Stund entfernte Papiermühle des Herrn Sporrer in Weiding. Die Leut dort waren in tiefsten Schlafe, und nur durch die Besonnenheit des Besitzers wurde verhindert, daß dabei kein Menschleben zu Grunde ging. Derselbe gab all sein Besitztum Preis, um die Gesellen auf dem Dachboden, die Schwester in ihrer Schlafstube, Knechte und Mägde in den Stallungen aufzutrommeln. Dafür wurde aber außer einem Pferd, das sich bereits losgerissen hatte und vom Knecht auf der Flucht mitgenommen wurde, nichts, rein gar nichts gerettet. Alles mußte im Hemd dem Feuer entfliehen… Die erste am Platz erschienene Löschmannschaft war die freiwillige Feuerwehr Mühldorfs. Die 2. kam vom Olting das 2 Poststunden entfernt eine halbe Stunde etwa später, sodann erschien die Gemeindespritze, die im Pfarrhof stehend eine halbe Stunde herzufahren hatte, endlich kam Teising, daß nur eine kleine halbe Stunde an den Brandplatz hatte, und von Allen am sichersten erkennen konnte, wo es brannte, während Alle anderen zweifelhaft waren, ob der Brand am linken oder rechten Ufer des Inns sei. Tüßling, auch nur eine halbe Stunde entfernt, wartete ab, ob die Röthe des Himmels nicht mehr zunehme und blieb daheim. Da die Gebäudlichkeiten fast durchaus von Holz waren, mußte die zuerst angekommene Feuerwehr von Mühldorf sich darauf beschränken, das Nebengebäude zu retten, und das anliegende Weizenfeld, das bereits Feuer gefangen hatte zu schützen, an dem Hauptobjekt war absolut nichts mehr zu retten.“
Und bereits ein Jahr später, am 11.11.1874 waren in der Landshuter Zeitung, basierend auf einen Artikel im „Altöttinger Unterhaltungsblatt“ die „Teisinger Feuerwehr“ ebenfalls erwähnt. Verursacht durch einen oder mehrere Brandstifter brannten in Altötting zwei Gebäude, eines in der Trostberger Str., das zweite in der Burghauser Straße.
„Das Schreckliche in dieser Nacht war, dass dießmal das Feuer an zwei Orten zugleich aufloderte und zwar stand der Stadel des Gastwirths Hrn. Ludw. Dunst an der Trostbergerstraße und jener des Oekonomen Schwanthaler (Zipfer) an der Burghauserstraße bis die nöthige Hilfe am Platze war, bereits in vollen Flammen. Man kann sich vorstellen, welch schwierige Aufgabe es für unsere Feuerwehr war, auf zwei Plätzen der drohenden Gefahr entgegen zu treten; doch mit voller Unerschrockenheit und Energie griff dieselbe an, und den angestrengten Bemühungen gelang es, das Feuer so einzudämmen, … das Gasthaus und die übrigen Nachbargebäude aber gerettet wurden … Was die Rettung noch erschwerte, war, daß durch den in der Nacht angefallenen Nebel das Feuer von der Ferne nicht beobachtet werden konnte, und so verflossen beinahe 2 Stunden, bis nur von dem benachbarten Neuötting Hilfe zur Stelle war. Durch einen ausgesandten Feuerreiter wurden die weiteren Feuerwehren zur Hilfe aufgefordert, und so kamen im Verlaufe der Zeit die Feuerwehren von Alzgern, …, Teising, … und mit deren Beihilfe wurde die Gefahr gänzlich beseitigt. Daß das Feuer gelegt war, ist unzweifelhaft, und bestätigt sich die böse Absicht noch dadurch, daß, während das entfesselte Element schon wüthete, im Hofe des Bezirksamts ein Brandbrief gefunden wurde, dessen voller Inhalt uns nicht bekannt ist.“
Der jüngste bisher gefundene Artikel ist auf den 1. Januar 1876 datiert und handelt erneut von einem Brand in Altötting. Erschienen in der „Zeitung für Feuerlöschwesen“ werden die Vorkommnisse vom 7. Dezember beschrieben.
„Altötting (Oberbayern). Am 7. Dezember Abends 7 ½ Uhr ertönte dahier wieder einmal, glücklicher Weise nach längerer Pause, der Feuerruf. In dem sogenannten Rothhauser´schen Anwesen war Feuer ausgebrochen und schon nach kurzer Zeit stand das ganze Wohnhaus nebst Stallung und dem reich gefüllten Getreide-Stadel in hellen Flammen. – Nur mit Mühe konnte einiges Mobiliar und Vieh gerettet werden, während ein großer Theil des letzeren (namentlich 1 Pferd, mehrere Schafe und Schweine) in den Flammen seinen Tod fand. – Da das Anwesen zum größten Theile aus Holz erbaut war, fand das Feuer reichliche Nahrung und war an eine Rettung des ausgedehnten Gebäudes um so weniger zu denken, als die in der fraglichen Nacht eingetretene starke Kälte. – der Thermometer soll 15 Grad unter dem Gefrierpunkt gezeigt haben – das Löschgeschäft sehr erschwerte. – Unter diesen Umständen hatte die hiesige Feuerwehr Anfangs einen harten Stand, zumal ihre sämmtlichen Spritzen eingefroren waren. – Doch gelang es ihr schließlich im Vereine mit den rasch zur Unterstützung herbeigeeilten Feuerwehren von Alzgern, Kastl, Mühldorf, Neu-Oetting, Perach, Raitenhart, Unterneukirchen, Tüßling und der Pflichtmannschaft aus Teising, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken, …“
Interessanter Weise wird hier zum ersten und bisher einzigen Male von einer Pflichtmannschaft gesprochen. Welcher genaue Hintergrund hinter dieser einmaligen Schreibweise liegt ist aktuell noch nicht bekannt.
Der letzte gesicherte Hinweise auf die Feuerwehr Teising vor 1885 ist eine Danksagung des Neuöttinger Bürgermeisters Dullinger von 1875. Dieser dankte in der Inn-Zeitung allen Feuerwehren, die beim Brand der Brauerei Brodmann (heute Müllerbräu) zur Hilfe geeilt waren, darunter auch Teising.
„Öffentlicher Dank – Den Brand im Brodmann´schen Bräuhause in Neuötting betr.
Für die bei dem am 13. ds. Mts. früh 8 Uhr im Brodmann´schen Bräuhause ausgebrochenen Brande geleistete Hilfe der Feuerwehren Altötting, Kastl, Teising, Töging, Tüßling, Winhöring erstatten wir hiermit den herzlichsten und innigsten Dank mit dem Wunsche ab, der Himmel möge sie von derlei Unglücken stets bewahren; insbesondere erstatten wir herzlichsten Dank den so schnell am Brandplatze erschienenen sämmtlichen Titl. Herren Beamten des k. Bezirksamtes Altötting und ebenso dem so thätigen und umsichtigen 1. Feuerwehrkommandanten Herrn Kirchner von Altötting. Selbstverständlich zollen wir auch tiefen Dank unserer Feuerwehr und den verehrlichen Mitgliedern des Kommandos sowie allen jenen verehrlichen Personen, welche sich zur Hilfeleistung am Brandplatz eingefunden hatten.
Neuötting, den 12. Juni 1875
Magistrat der k. b. Stadt Neuötting
Dullinger, Bürgermeister“
Quellen:
- Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde (BJV) 2015
- www.deutsche-digitale-bibliothek.de
- https://opacplus.bsb-muenchen.de
- Chronik der Feuerwehr Altötting